Thüringer Talsperren starten gut gefüllt in die Sommersaison
Hochwasserschutz und Versorgungssicherheit standen im Winterhalbjahr im Fokus
Thüringens Trinkwassertalsperren haben ihre Speicher in den Wintermonaten wieder gefüllt und gehen mit gutem Füllstand in das hydrologische Sommerhalbjahr. Die Ressourcen der sechs Trinkwassertalsperren, die durch die Thüringer Fernwasserversorgung (TFW) unterhalten werden, decken über die Hälfte des gesamten Trinkwasseraufkommens im Freistaat. Deutschlandweit hingegen beträgt der Trinkwasseranteil aus Talsperren nur etwa zehn Prozent. In den Stauanlagen werden die Zuflüsse der niederschlagsreichen Monate November bis April gespeichert, um die Wasserversorgung ganzjährig zu gewährleisten. Der vergangene Winter wirkte sich ebenfalls positiv auf den Wiedereinstau der sanierten Talsperre Seebach im Unstrut-Hainich-Kreis aus.
Die versorgungswirksamen Trinkwassertalsperren im Freistaat verzeichneten größtenteils bereits Mitte März ihre jeweiligen Höchststände. Zwischenzeitlich hielten sie Ende 2023 die Wassermengen des Hochwasserereignisses zurück, um Ortschaften und Infrastrukturen zu schützen. Die Wassermengen konnten im Anschluss kontrolliert abgegeben werden, sodass die Schutzräume für weitere mögliche Hochwasserereignisse wieder frei waren. Jetzt zum Ende des hydrologischen Winterhalbjahres, sind die Betriebsräume gut bis sehr gut gefüllt und stellen die Versorgung mit dem qualitativ hochwertigen und wertvollen Trinkwasser für das nun beginnende hydrologische Sommerhalbjahr sicher. Jährlich stellt die TFW gut 53 Millionen Kubikmeter Wasser zur Trinkwasserversorgung aus den Talsperren bereit, welches dann aus den unzähligen Wasserhähnen in Thüringen fließt. Im Schnitt stammt jeder zweite Tropfen Trinkwasser aus den Trinkwassertalsperren.
Füllstände der Thüringer Trinkwassertalsperren
Talsperre |
Aktueller Inhalt [Mio. m3] zum 25.04.2024 |
Prozent des Sommerstauziels [%] |
Leibis/Lichte |
32,254 |
97,0 |
Scheibe-Alsbach |
1,940 |
100,5 |
Schönbrunn |
20,898 |
94 |
Ohra |
16,019 |
92 |
Neustadt |
1,242 |
103,5 |
Tambach-Dietharz* |
0,436 |
55,7 |
* Aufgrund einer Baumaßnahme wird die Talsperre Tambach-Dietharz mit einem reduzierten Stauinhalt betrieben.
Hinweis TS Leibis/Lichte: Bedingt durch die ökologische Steuerung der Unterwasserabgabe findet an der Talsperre eine Auffüllung bis 100 Prozent Betriebsstauziel nur aller fünf bis zehn Jahre statt und ist eher die Ausnahme.
Wesentlich höhere Zuflüsse an den Trinkwassertalsperren
Am 30. April endet ein ereignisreiches hydrologisches Winterhalbjahr. Das zeigte sich dieses Jahr in der ungewöhnlich kühlen zweiten Aprilhälfte – am 23. April lag in den Kammlagen des Thüringer Waldes noch eine geschlossene Schneedecke. Vorausgegangen waren sommerliche Temperaturen Anfang April, eine sehr niederschlagsarme Phase von Ende Februar bis Ende März sowie sehr ausgiebige Niederschläge von November 2023 bis Februar 2024, die größtenteils als Regen fielen. Lange und ausgiebige Schneerücklagen stellten sich im vergangenen Winter nicht ein. In Summe wurde in den Monaten November 2023 bis April 2024 in den Einzugsgebieten der Trinkwassertalsperren die anderthalbfache Menge an Niederschlägen gegenüber den langjährigen Mittelwerten gemessen.
Stauanlagen zeigten ihre Multi-Talente
Beim Hochwasser im Dezember 2023 waren die Trinkwassertalsperren Ohra und Schönbrunn als Multi-Talente im Einsatz. Sie erfüllten wichtige Hochwasserschutzaufgaben für die unterhalb liegenden Gemeinden durch eine deutliche Reduzierung der Wasserführung der nachfolgenden Gewässerabschnitte. In Südthüringen wurden am Hochwasserrückhaltebecken (HRB) Ratscher im Verbund mit der Talsperre Schönbrunn insgesamt 5,6 Millionen Kubikmeter an beiden Stauanlagen eingestaut. Dadurch konnte der Hochwasserscheitel der Schleuse unterhalb der Talsperre Schönbrunn um 75 Prozent reduziert werden sowie unterhalb des HRB Ratscher um rechnerisch 72 Prozent. Der Hochwasserscheitel der Ohra im Thüringer Wald wurde durch die Steuerung der Talsperre um 54 Prozent reduziert.
Wiedereinstau der sanierten Talsperre Seebach vorzeitig abgeschlossen
Die Talsperre Seebach im Unstrut-Hainich-Kreis war für die umfangreichen Sanierungsarbeiten am Damm entleert. Nach Abschluss der Baumaßnahmen im August 2023 erfolgte der Wiedereinstau. Hierfür wurden unter Annahme der durchschnittlichen Zuflüsse mehrere Jahre prognostiziert. Im Winter 2023/2024 hielt auch diese Stauanlage Unmengen an Wasser zurück und schützte die nachfolgenden Ortschaften sowie die unterliegende Großbaustelle vor Hochwasser. In der Spitze konnte eine halbe Million Kubikmeter Wasser innerhalb von 24 Stunden zurückgehalten werden. Der Hochwasserschutz beschleunigte den Wiedereinstau. Durch die ergiebigen Niederschläge und Zuflüsse betrug der Stauinhalt zum Jahreswechsel bereits knapp die Hälfte des Stauziels. Bereits Mitte Februar war mit dem erreichten Winterstauziel die Einstauphase abgeschlossen. Die Talsperre Seebach startet mit dem erreichten normalen Sommerstauziel von 4,01 Millionen Kubikmeter Wasser in die Sommersaison. Das Wasserreservoir steht wieder wie gewohnt zur Verfügung. Naherholungssuchende profitieren ebenso von den natürlichen Zuflüssen wie die Natur selbst, auch kann wieder Bewässerungswasser für die Landwirtschaft bereitgestellt werden.