Hochwasserschutz am HRB Straußfurt wird erweitert

Sanierung und Erweiterung in den kommenden Jahren

Straußfurt – Das Hochwasserrückhaltebecken (HRB) Straußfurt schützt seit über 60 Jahren die Unterlieger der Unstrut in Thüringen und Sachsen-Anhalt, darunter sind die Orte Sömmerda, Artern, Roßleben sowie Laucha und Freyburg. Auch im Leben eines technischen Bauwerks stehen nach einigen Jahrzehnten Instandsetzungs- und Modernisierungsmaßnahmen an. Der Freistaat Thüringen sieht im Zuge der Sanierung verschiedener technischer Einrichtungen der Stauanlage eine Erweiterung des Hochwasserrückhaltes um 10 Millionen Kubikmeter vor. Welche Maßnahmen für einen weiterhin sicheren Hochwasserschutz vorgesehen sind, das stellten am 5. April Vertreter des Thüringer Ministeriums für Umwelt, Energie und Naturschutz und des Thüringer Landesamts für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN), der Thüringer Fernwasserversorgung (TFW) als Betreiber der Stauanlage und Vertreter des planenden Ingenieurbüros vor Ort in Straußfurt vor.

Nationales Hochwasserschutzprogramm

In weiten Teilen wurden Flüsse im Thüringer Becken durch Begradigung und Eindeichung in ihrer natürlichen Ausbreitung bei Hochwasser gehindert. An vielen Deichabschnitten besteht dringender Sanierungsbedarf. Das TLUBN entwickelt derzeit ein Hochwasserschutzkonzept Unstrut und untersucht in dem Zusammenhang verschiedene Varianten. Zweidrittel aller Hochwasserschutzanlagen des Deichsystems im Freistaat liegen im Thüringer Becken. Die Ergebnisse zeigen, dass die Vergrößerung des Speichervolumens am HRB Straußfurt unabhängig von der später umzusetzenden Variante der Deichsanierung ein wichtiger Baustein ist, um den Hochwasserschutz effizient abzusichern. Zusätzlicher Stauraum soll bei der ohnehin notwendigen partiellen Anpassung der Stauanlage an aktuelle Regelwerke einfließen. Das HRB Straußfurt soll künftig in einem größeren Maße überregional den Hochwasserscheitel der Unstrut mindern und so die Fließgeschwindigkeit reduzieren.

Vergrößerung des Hochwasserrückhalts

Das Rückhaltebecken wurde zu seiner Errichtung von unseren Vorfahren für die damals zu erwartenden Spitzenwerte von 400 Kubikmeter in der Sekunde geplant und errichtet. Klimawandel, Veränderungen und Begradigungen des Flusslaufs führen heute zur Verdopplung der Bemessungsgrundlage auf 793 Kubikmeter pro Sekunde. Für die Vergrößerung des Speichervolumens des HRB Straußfurt wurde durch eine Studie im Jahr 2020 die grundsätzliche Machbarkeit bestätigt. Unter den bautechnischen Maßnahmen sind beispielsweise der Ersatzneubau des Abschlussbauwerkes, die Anpassung der Hochwasserentlastungsanlage und der vorhandenen Dammbauwerke. Oberste Prämisse bei allen Planungen hat die durchgängige Funktion der Hochwasserschutzanlage während der Bauphasen. Aktuell werden die notwendigen Planungen für das Generationenprojekt ausgeschrieben. Der weitere Zeitplan sieht die Einreichung zur Genehmigung im Jahr 2024 vor, sodass die notwendigen baulichen Veränderungen und Ergänzungen ab dem Jahr 2027 beginnen können. Nach derzeitigem Terminplan geht die TFW von einem Abschluss aller Maßnahmen im Jahr 2034 aus.

Bautechnische Umsetzungen in 2022

Bereits im vierten Quartal dieses Jahres soll mit den Maßnahmen zur Hochwassersicherheit des Schutzdammes Henschleben und zur Instandsetzung sowie zur Herstellung der Überströmbarkeit des Nebendammes begonnen werden. Neue Wellenumlenker auf dem Schutzdamm und die Erneuerung des Dammkronenweges sollen die Ortslage Henschleben mehr schützen. Die Errichtung des überströmbaren Nebendamms soll künftig eine Flutung des Hochwasserschutzraumes ohne menschliches Agieren ermöglichen. Die Maßnahmen und deren zeitliche Umsetzung orientieren sich an den Zeitfenstern des Arten- und Umweltschutzes. Die Genehmigungsunterlagen für die Vorhaben werden von der TFW im April bei der Genehmigungsbehörde eingereicht.

Hintergrund

Das HRB Straußfurt wurde im Zeitraum 1952 bis 1960 errichtet. Zwischen 1980 und 1988 erfolgten umfangreiche bauliche Veränderungen zur Einrichtung eines Teildauerstaus. Das HRB Straußfurt verfügt über einen gewöhnlichen Hochwasserrückhalteraum von 18,64 Mio. Kubikmetern. Das Absperrbauwerk besteht aus einem circa neun Meter hohen Staudamm mit einer Länge von rund 1850 Meter. Auf etwa halber Länge quert das Gewässer Unstrut den Staudamm in einem Betonbauwerk. Hier werden die dem HRB zufließenden Wassermengen im Hochwasserfall mittels vier Doppelhakenschützen auf einen maximalen Abfluss von bis zu 100 Kubikmeter pro Sekunde begrenzt, um Schäden unterhalb der Stauanlage zu vermeiden. Die darüber hinaus zufließenden Wassermengen werden im Stauraum zurückgehalten. Ist der Stauraum gefüllt, erfolgt eine Entlastung über die 270 Meter lange Hochwasserentlastungsanlage an der linken Dammschulter. Die Wassermengen strömen dann über das luftseitige Dammvorland ab.

Das HRB dämpft abfließende Hochwasserwellen, indem es überschüssige Wassermengen aus den Einzugsgebieten von Unstrut und Gera mit einer Fläche von 2044 Quadratkilometern zwischenspeichert. Bei den Hochwässern 1961, 1981, 1994, 2003 und 2013 mit Zuflüssen von bis zu 280 Kubikmeter pro Sekunde konnten durch den dafür in der Betriebsvorschrift festgelegten Betrieb des HRB Straußfurt die Schäden in und an der Unstrut sowie an Siedlungen und Infrastrukturanlagen auf ein Minimum reduziert werden.

Die Wassermengen werden nach dem Hochwasserereignis wieder kontrolliert an den Unterlauf der Unstrut abgegeben. Die Abgabemengen zur Steuerung im Hochwasserfall legt die Hochwassernachrichtenzentrale im Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz fest.

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