Begleitausschusses Apfelstädt: Weitere Messreihen zur Apfelstädt vorgestellt
Auswertung der Sommerperiode mit zusätzlichem Probebetrieb
Die Apfelstädt stand am 25. November beim halbjährlichen Begleitausschuss im Fokus. Aufgezeigt wurden die umfangreichen Messergebnisse der zusätzlichen Wasserabgabe im Rahmen der dreiseitigen Vereinbarung zwischen dem Landkreis Gotha (LRA), dem Thüringer Landesamts für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN) und der Thüringer Fernwasserversorgung (TFW). Darüber hinaus erfolgte im vergangenen Sommer zur Stützung der Apfelstädt eine nochmals erhöhte Wasserspeisung im August und September aus den Talsperren Tambach-Dietharz und Schmalwasser. Sowohl das TLUBN als auch das Institut für Gewässerökologie und Fischereibiologie aus Jena präsentierten den Vertretern der drei Vertragsparteien, der Anrainergemeinden, des Landesangelverbands, des NABUs sowie den Teilnehmenden der Bürgerinitiative Apfelstädt ihre bisherigen Ergebnisse.
Das Institut untersucht seit 2022 im Auftrag des Landkreises Gotha den Einfluss der Wasserführung auf das Flussökosystem der Apfelstädt über fünf Jahre hin und stellte den ersten Zwischenbericht vor. Eine Vielzahl von Parametern wurden an der Apfelstädt gemessen und mit verfügbaren langjährigen Daten verglichen: Wassermengen, die Temperatur, die Leitfähigkeit, der Sauerstoffgehalt, die Nebenzuflüsse und vor allem die in der Apfelstädt lebenden Tiere und Kleinstlebewesen wurden aufgenommen.
Die Besonderheit der Apfelstädt mit ihren Versinkungstellen zeigt sich vor allem in den Sommermonaten. In der Zeit hat der Fluss im Oberlauf bei Georgenthal und Hohenkirchen einen höheren Wasserpegel als im Unterlauf bei Ingersleben. Im Winter wiederum ist der Verlauf typisch für einen Fluss und zeigt durch die Zuläufe entlang der Apfelstädt eine höhere Wasserführung im Unterlauf. Das Schluckvermögen durch die Klüfte der Versinkungsstellen im Flussverlauf zwischen Hohenkirchen und Wechmar ist erheblich. Die TFW hat in den Monaten August und September in Umsetzung eines Landtagsbeschlusses erheblich mehr Wasser als bisher an die Apfelstädt abgegeben. Die vorgeschriebene Mindestwasserabgabe wurde um das Dreifache erhöht. In dem Probebetrieb floss allerdings nur ein Bruchteil bis nach Ingersleben, der Rest ist versunken.
Das deutet aus Sicht des TLUBN darauf hin, dass in der Flussversinkung ganz erhebliche Anteile des Abflusses verloren gehen und das Schluckvermögen größer ist als die Wassermenge, die als Sonderabgabe zugeführt wurde. Die Versinkungsstellen gibt es laut den Experten vom Institut für Gewässerökologie und Fischereibiologie schon immer, ihre Auswirkung sei in den letzten Jahren allerdings stärker geworden. Den Lösungsansatz, die Klüfte zu verschließen, sehen die Experten aufgrund der Auswirkungen auf die Tierwelt und den Wasserhaushalt kritisch. Man wisse noch immer nicht, wohin das Wasser fließt und wo es dann fehlen würde.
Der Grundwasserspiegel habe eine erhebliche Auswirkung auf die Wasserführung in der Apfelstädt. Sinkt dieser, so steigt das Schluckvermögen der Apfelstädt. In den feuchten Monaten steigt er an und stützt die Apfelstädt. Die Messdaten sind online einsehbar unter: https://tlubn.thueringen.de/apfelstaedt
Seit September 2022 wird die Apfelstädt in der Sommerperiode bei Trockenphasen über die Mindestwasserabgabe hinaus im Sommerhalbjahr mit zusätzlichem Wasser aus den Talsperren gestützt. Grundlage hierfür ist die geschlossene dreiseitige Vereinbarung zwischen dem TLUBN, dem Landkreis Gotha und der Thüringer Fernwasserversorgung über eine geänderte Speicherbewirtschaftung zusammen mit einem umfassenden Monitoring für einen Zeitraum von fünf Jahren. Maßgeblich für die Steuerung ist dabei der Pegel Georgenthal 1 und der Füllgrad der Talsperre Schmalwasser. Reichen die Nebenzuflüsse zur Apfelstädt zusammen mit der Mindestabgabe aus den Talsperren nicht aus, so werden die Abgaben aus den Talsperren mit einem angepeilten Durchfluss von 0,4 Kubikmeter pro Sekunde am Pegel Georgenthal 1 eingestellt. Die in niederschlagsreichen Perioden gespeicherten Wassermengen werden in Trockenphasen bei ausbleibenden natürlichen Zuflüssen erhöht an die Apfelstädt abgegeben.
Der Probebetrieb geht aus dem Beschluss des Landtages vom 3. Februar 2023 zur Westringkaskade und zur Apfelstädt hervor. Darin wird eine Testphase mit Mehrabgaben an die Apfelstädt bei zeitgleicher Drosselung der Abgaben an die Westringkaskade angeregt. Im Jahr 2024 waren die Niederschläge und damit verbunden die Zuflüsse zu der Talsperre Schmalwasser überdurchschnittlich hoch ausgefallen. Vom 27. Juli bis 25. September 2024 wurden, trotz geringer bis ausbleibender Zuläufe, rund 0,6 Kubikmeter/Sekunde Wasser aus der Talsperre Tambach-Dietharz an die Apfelstädt abgegeben. Die Abgabe entspricht einer Verdreifachung der durchschnittlichen Abgabe an den Fluss zu dieser Jahreszeit. Die Wassermengen für den Probebetrieb mit der erhöhten Stützung der Apfelstädt wurden an den 60 Tagen der kleineren Talsperre Tambach-Dietharz aus der Talsperre Schmalwasser zugeleitet.
Das Sondermessnetz Apfelstädt ist online unter https://tlubn.thueringen.de/apfelstaedt einsehbar. Im Fokus stehen dabei vor allem die zahlreichen natürlichen Flussschwinden kurz nach der Einmündung der Ohra auf Höhe des Standortübungsplatzes Ohrdruf. Im Gebiet des verkarsteten oberflächennahen Muschelkalks kam es in der Vergangenheit regelmäßig zeitweise zum kompletten Trockenfallen der Apfelstädt während trockener Sommer. Dies soll mit dem zusätzlich eingestauten Wasser im Zeitraum von Mai bis Oktober so lang wie möglich hinausgezögert werden.